Gefahren für Störche von Michael Zimmermann
In unserer modernen Zivilisationslandschaft sind die Störche einer Vielzahl von Gefahren und Problemen ausgesetzt. Dies führte zu dem traurigen Ergebnis, dass in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts mit dem Aussterben des Weißstorches in Bayern gerechnet werden musste.
Nur dem engagierten Einsatz von Naturschützern und einem eigens aus der Taufe gehobenem Artenschutzprogramm des Landesamtes für Umweltschutz ist es zu verdanken, dass die Störche diesem Schicksal bis jetzt entkommen sind.
Trotz aller Bemühungen ist es aber bis jetzt nicht gelungen, die Ausflugsquote von Jungstörchen bayernweit auf einen Wert zu bringen, der den Bestand erhalten würde. Wir sind deshalb auf die Zuwanderung von Tieren aus noch intakten Populationen angewiesen.
Auf unseren Seiten werden wir die aus unserer Sicht wichtigsten und drängensten Gefahren für unsere Störche aufzeigen.
Elektrische Freileitungen
Das kurze Leben von DER-A3312 und DER-A4271, Weißstorch-Ringnummern der Vogelwarte Radolfzell
Erst vor ca. 2 Wochen konnten sie der Enge des elterlichen Nests entfliegen, jetzt sind sie tot. Leider keine Einzelschicksale!
Am Ortsrand von Niederlindach, Gemeinde Heßdorf, Landkreis Erlangen/Höchstadt, waren sie auf einer Wiese unterwegs beim Heuschreckenfang, als sie ein streunender Hund zum Auffliegen zwang.
Auf einem Elektromast der Mittelspannungsklasse in der Nähe suchten sie vorübergehend Sicherheit. Die Landung auf dessen Traverse war fast perfekt, nur eine kleine seitliche Korrektur war nötig um Balance zu halten. Dabei berührten sie mit einem Fuß einen Isolator, über welchen ein schwacher Kriechstrom zur Erde abfließt. Dieser ist an sich nicht tödlich, doch bei feuchten Füßen elektrisiert es unangenehm und führt zu Muskelkontraktionen. Die beiden Tiere erschraken und versuchten sofort wieder zu starten, was bei verkrampfter Muskulatur nur unzureichend gelang. Sie schlugen in ca. 20 m Entfernung vom Mast auf dem Boden auf und holten sich schwere innere Verletzungen (Schnabelbluten!). Sie starben nach ein paar Minuten.
Im Gegensatz zum Tod durch Stromschlag (bei stehenden Isolatoren und Leitungskontakt), wo starke Verbrennungen zum sofortigen Tod und Absturz am Mastfuß führen, hat der noch häufigere Tod durch Kriechstrom keine so auffälligen Merkmale, die auf die Todesursache hinweisen. Ein Zusammenhang mit der Freileitung wird nur selten erkannt und von den Elektrounternehmen meistens verneint.
In ihrer Broschüre "Vogelschutz an Freileitungen", in welcher Entschärfungsmaßnahmen diskutiert werden, klassifiziert die "Vereinigung deutscher Elektrizitätswerke" den Mast mit horizontalen Isolatoren in verantwortungsloser Weise als "gering gefährlich". Es müsste richtig lauten:
Der Mittelspannungsmast mit horizontalen Isolatoren ist der gefährlichste von allen!
Die 'NABU-BAG Stromtod' verkennt immer noch die Gefahren durch Kriechstrom
Unter Mitarbeit der 'BAG Stromtod' soll ein europaweit gültiger Leitfaden für den Schutz von Großvögeln an Strommasten erstellt werden. Da die Mitarbeiter dieser Arbeitsgemeinschaft bezüglich der Gefahren durch Kriechstrom ahnungslos sind, haben wir uns an der Diskussion beteiligt.
Unsere Meinung zur Problematik haben wir in einem Brief zusammengefasst:
Kriechstrom an 20kV-Freileitungen, Teil 1 (pdf, 33kB)
Zeitungsartikel zum Kriechstromunfall in Gutenstetten (pdf, 236kB)
In ihrem zweiten Brief berichtigen Edmund Lenz und Michael Zimmermann die fehlerhaften, vom NABU und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit herausgegebenen 'Empfehlungen zum Vogelschutz an Energiefreileitungen'.
Weiterhin werden die Ursachen der Kriechstromgefahr an Mittelspannungsmasten anschaulich mit Abbildungen erklärt. Neben einer Chronologie der fatalen Fehleinschätzung der Gefährlichkeit dieses Masttyps durch den Leiter der BAG Stromtod, schließt eine fachliche Widerlegung der neu aufgestellten 'Kotstrahl-Außenseitertheorie' den Aufsatz ab:
Kriechstrom an 20kV-Freileitungen, Teil 2 (pdf, 810kB)
Die Entstehung von Kriechstrom an Freileitungen und die darauf begründete Forderung an einen wirksamen Vogelschutzparagrafen, der den massenhaften Vogeltod an Freileitungen beenden könnte, werden im dritten Brief erläutert.
Kriechstrom an 20kV-Freileitungen, Teil 3 (pdf, 279kB)
Anhand anschaulicher Fotomontagen zeigen Edmund Lenz und Michael Zimmermann, dass die durchgeführten "Entschärfungsmaßnahmen" an einem Abspannmast bei Velpke, Kreis Helmstedt wirkungslos für Störche sind.
Stromtod auf Mittelspannungsmasten (pdf, 1360kB)
Wie sollten die gefährlichen Mittelspannungsmasten entschärft werden?
Zwei verschiedene Methoden zur Entschärfung von Mittelspannungsfreileitungsmasten werden in der folgenden Veröffentlichung von Edmund Lenz und Michael Zimmermann diskutiert.
Vorschlag zur Entschärfung von Mittelspannungsmasten (pdf, 196kB)
Nachstellung durch Menschen
Am 27.07.2006 musste unser Mitglied Michael Zimmermann leider folgenden Brief an die Redaktion der Erlanger Nachrichten senden:
Einer der drei diesjährigen Jungstörche von Frauenaurach musste wegen einer schweren, irreparablen Verletzung getötet werden. Die Untersuchung brachte ein überraschendes Ergebnis: die komplizierte Beinfraktur weist die Merkmale eines 'Schussbruches' auf. Aufgrund der fortgeschrittenen Kallusbildung muss die Verletzung bereits Anfang Juli, kurz nach dem Ausfliegen der Brut stattgefunden haben.
Wurde möglicherweise beobachtet, dass damals im Raum Frauenaurach-Kriegenbrunn-Neuses auf Störche geschossen wurde?
Zur Erläuterung muss gesagt werden, dass die meisten schweren Beinverletzungen aus Leitungsanflügen resultieren. Sie weisen folgende Merkmale auf:
- Die Gewalt kommt von vorne
- Beide Beine sind betroffen
- Die Verletzungen liegen höher in der Beuge des Fersengelenks
- Es liegen einfache Brüche vor
Bei dem hier geschilderten Fall
- kam die Gewalt von der Seite
- war nur ein Bein betroffen
- lag ein komplizierter Bruch vor (ca. 12 Knochensplitter sind im Röntgenbild zu erkennen)
=> Hoher Impuls auf kleiner Fläche
=> 'Schussbruch'